Alkoholfrei seit dem Teenageralter: Im Gespräch mit Felix Mehsner
In „Sober Stories“ berichten wir regelmäßig über Menschen, die sich dazu entschieden haben, alkoholfrei zu leben. Diesmal stellen wir Felix Mehsner, Lehrer an einem steirischen Gymnasium, vor. Er trinkt seit seinem 16. Lebensjahr – mit wenigen Ausnahmen – keinen Alkohol.
Warum haben Sie sich dazu entschlossen keinen Alkohol mehr zu trinken?
Ich trinke seit meinem 15. Lebensjahr keinen Alkohol mehr. Damals war der Sport eine Motivation und ich wollte als einziger in meinem Freundeskreis gegen den Strom schwimmen. Alle meine Freundinnen und Freunde haben damals angefangen fortzugehen und Alkohol zu trinken. Das ist mir blöd vorgekommen und deshalb habe ich keinen getrunken. Ich bin seltener ausgegangen als mein Freundeskreis. Wenn ich fort war, gabs bei mir Cola und Erdbeersaft.
Wie haben damals Ihre Freundinnen und Freunde reagiert, dass Sie keinen Alkohol trinken?
Meine Freundinnen und Freunde haben es gut akzeptiert, dass ich keinen Alkohol trinke. Heute stößt mein Verzicht oft auf Unverständnis. In meinem letzten Job hat es beispielsweise negative Kommentare gegeben. Außerdem ärgert es mich, wenn mich Leute aufgrund meines Alkoholverzichtes bewundern. In dieser Situation frage ich mich, wieso es andere Leute nicht schaffen keinen Alkohol zu trinken, denn so schwer ist es auch nicht.
Haben Sie seit Ihrem 16. Lebensjahr mal eine Ausnahme gemacht und Alkohol getrunken?
Ja, es gab ganz wenige Situationen, in denen ich Alkohol getrunken habe. Meine Mutter wollte zum Beispiel, dass ich mal an Silvester ein Glas Sekt trinke. In den letzten zehn Jahren habe ich jedoch keinen Alkohol mehr getrunken und er spielt in meinem Leben keine Rolle.
Wie reagieren Sie, wenn Ihnen Alkohol angeboten wird?
Meine Familie sowie meine Freundinnen und Freunde wissen, dass ich keinen Alkohol trinke. Aber die meisten Leute wissen es nicht. Wenn mir jemand abends Alkohol anbietet, sage ich, dass ich heute keinen Alkohol trinken möchte. Wenn mir tagsüber Alkohol angeboten wird, sage ich manchmal, dass ich seit 13 Jahren nichts trinke und auch heute nichts trinken werde. Meistens versuche ich Alkohol bestimmt abzulehnen, um die Diskussion abzukürzen.
Denken manche Leute, dass Sie ein Alkoholproblem hatten, weil Sie keinen Alkohol mehr trinken?
Ja, ich werde oft gefragt, ob ich ein Problem mit Alkohol habe. Ich hatte jedoch noch nie ein Alkoholproblem und es gab auch keinen Auslöser. Ich war bisher nur einmal mit 15 Jahren beim Après-Ski betrunken. An diesem Tag bin ich um 19 Uhr schlafen gegangen, weil ich so müde war. Am nächsten Tag war ich wieder Snowboarden.
Stoßen Sie auch mit einem alkoholfreien Getränk an?
Es wird meistens nicht akzeptiert, dass ich mit einem alkoholfreien Getränk anstoße. Deshalb habe ich meistens ein alkoholfreies Getränk in der Hand und in die andere Hand bekomme ich ein Glas Sekt gedrückt, den ich dann weitergebe.
Was ist ihr Lieblingsgetränk zu einem guten Essen?
Ich trinke gerne Erdbeersaft.
Haben Sie schon mal alkoholfreie Alternativen – wie zum Beispiel einen alkoholfreien Wein oder alkoholfreien Gin – probiert?
Bei der letzten Weihnachtsfeier habe ich einen alkoholfreien Wein getrunken. Dieser schmeckt meiner Meinung nach wie ein guter Traubensaft.
Wann beginnt Ihrer Meinung nach eine Alkoholkrankheit?
Ich denke eine Alkoholkrankheit beginnt bei einem regelmäßigen Alkoholkonsum von mehr als dreimal pro Woche.
Wie beurteilen Sie den Umgang mit Alkohol bzw. die Trinkkultur in Österreich?
Alkohol ist in Österreich kulturell stark verankert. Bei allen Festen ist Alkohol präsent. Das Anstoßen mit Alkohol hat einen hohen Stellenwert, den ich nicht nachvollziehen kann. Ich verstehe nicht, warum man nicht mit Wasser anstoßen kann.
Was wünschen Sie sich im Umgang mit Alkohol?
Alkohol ist für mich eine Droge und ich sehe keinen Unterschied zu illegalen Substanzen. Viele Leute, die Alkohol konsumieren, lehnen illegale Drogen ab, weil sie vom Staat illegal sind. Ich denke nicht, dass es eine Wirkung hätte, wenn Alkohol illegal wäre. Es wäre schön, wenn der Alkohol aus der Kultur und den Ritualen entfernt werden könnte.
Wie sind Sie auf die Initiative „Weniger Alkohol – Mehr vom Leben“ aufmerksam geworden?
Meine Schwester hat mich auf die Initiative „Weniger Alkohol – Mehr vom Leben“ aufmerksam gemacht. Davor kannte ich den Namen der Initiative „Weniger Alkohol – Mehr vom Leben“. Ich wusste aber nicht, wofür sich die Initiative genau einsetzt.
Fotocredit: Nadin Baumegger