Alkohol und Selbsttherapie: Ein riskanter Cocktail

Alkohol wird in vielen Kulturen seit langer Zeit als Genussmittel konsumiert. Wir wissen aber auch, dass Alkohol bei übermäßigem Konsum zu vielen Gesundheitsproblemen führen kann. Trotzdem gibt es Menschen, die gerade in Zeiten von Krankheit oder starker Belastung zu Alkohol greifen, um ihre Beschwerden zu lindern. Diese Selbsttherapie ist nicht nur unwirksam, sondern kann auch gefährlich sein.

Stressabbau mit Alkohol: ein Mythos

Nach einem anstrengenden Arbeitstag oder bei psychischen und körperlichen Problemen greifen manche Menschen gerne zu einem Glas Alkohol. Alkohol soll dabei helfen, Stress abzubauen, Probleme zu vergessen oder körperliche Beschwerden zu lindern. Doch das ist riskant: Setzt man Alkohol wie ein Medikament ein, kann ein Gewöhnungseffekt eintreten – die konsumierte Menge Alkohol wird nach oben getrieben. Das verschlimmert oft das Grundleiden und es kann ein neues Problem – die Alkoholabhängigkeit – hinzukommen.

Selbstfürsorge als Weg zur Entspannung

Die gute Nachricht: Statt Alkohol als vermeintlichen „Problemlöser“ einzusetzen, gibt es eine ganze Reihe alternativer und nachhaltig wirksamer Möglichkeiten, um Stress abzubauen und in gute Stimmung zu kommen. Beispiele dafür sind:

• Sport
• gute Gespräche mit Freundinnen und Freunden
• Musik hören
• Entspannungsübungen
• Bücher lesen
• Naturerlebnisse genießen
• kreativen Tätigkeiten nachgehen

Wenn Sie verschiedene Möglichkeiten zur Stressbewältigung kennen, verfügen Sie über wertvolle Werkzeuge. Setzen Sie diese ein, um sich selbst etwas Gutes zu tun. Wie wichtig das ist, geht in unserem hektischen und leistungsbezogenen Alltag oft unter. Welche Form der Entspannung für Sie am besten passt, ist Ihre Entscheidung. Ein sorgsamer Umgang mit den eigenen Bedürfnissen wird oft mit dem Begriff der Selbstfürsorge zusammengefasst. Ein freundschaftliches Verhältnis zu sich selbst bedeutet auch: Seien Sie nicht zu streng mit sich und überfordern Sie sich nicht. Unsere Ressourcen an Energie und Zeit sind nicht unendlich.

Alkohol verstärkt Krankheitssymptome

Alkohol belastet den Körper und kann das Immunsystem schwächen. Das Resultat ist dann eine Verschlechterung der Krankheitssymptome. Wenn wir uns krank fühlen, sollten wir uns stattdessen ausruhen und genug trinken. Aber nicht Alkohol, sondern Tee. Wenn Sie unsicher sind, sollte der erste Weg immer zur Ärztin oder zum Arzt sein, damit Sie Klarheit bekommen.

Alkohol und Schmerzen

Viele Menschen schwören darauf, dass ein heißes Getränk mit Schuss bei Halsschmerzen Wunder wirkt. Auch gegen Kopf- oder Zahnschmerzen wird manchmal Alkohol eingesetzt. Alkohol kann dazu beitragen, vorübergehend Schmerzen zu lindern, weil die Schmerzwahrnehmung und –empfindung gehemmt wird. Auf die eigentlichen Ursachen der Beschwerden hat Alkohol aber keinerlei Einfluss. Im Fall von Halsschmerzen kann das Trinken von Alkohol die Schleimhäute sogar weiter austrocknen und die Entzündung verschlimmern.

Alkohol und Erkältung

Auch, um bei einer Erkältung schneller gesund zu werden, nehmen Menschen alkoholische Getränke zu sich. Tatsächlich kann das Trinken von Alkohol in kleinen Mengen – der berühmte Tee mit Rum – eine als angenehm empfundene Wirkung hervorrufen: Alkohol erweitert die Blutgefäße in der Haut, mehr Blut fließt an die Oberfläche des Körpers. Dadurch stellt sich vorübergehend ein wärmendes Gefühl ein. Aber: Auch hier beschleunigt Alkohol die Heilung nicht. In Wirklichkeit belastet und schwächt er den Körper und verzögert damit die Erholung.

Quellen

„Mehr vom Leben“ – Netzwerktreffen zum Thema „Alkohol als Selbstmedikation“:
Weniger Alkohol – Mehr vom Leben,
https://www.mehr-vom-leben.jetzt/mehr-vom-leben-netzwerktreffen-zum-thema-alkohol-als-selbstmedikation/

Handbuch Alkohol Österreich:
Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, https://broschuerenservice.sozialministerium.at/Home/Download?publicationId=737

Alkoholabhängigkeit:
Öffentliches Gesundheitsportal Österreich,
https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/sucht/alkoholismus.html

Alkohol gegen Schmerzen: Opiat-Abhängigkeit ist nicht die einzige Gefahr:
Deutsches Ärzteblatt,
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/77825/Alkohol-gegen-Schmerzen-Opiat-Abhaengigkeit-ist-nicht-die-einzige-Gefahr#:~:text=Eine%20US%2DStudie%20im%20The,jpain.